Das Schulwesen

Das Schulwesen lag wohl vor der Reformation in Belgern sehr im Argen. In einem Ammelgoßwitzer Vererbungsbrief aus dem Jahre 1489 wird zwar eines hiesigen Schulmeisters gedacht, doch wahrscheinlich war dies ein Buchscher Klosterbruder, der in den Wissenschaften sehr unerfahren war. Ihm konnte es kaum gelingen, seinen Schülern auch nur das Notwendigste an Wissen beizubringen.


Zur Zeit der Reformation, die im Jahre 1522 auch in Belgern zu wirken begann, hatte die Stadt noch einen Schulmeister und einen Kantor. Der Schulmeister, auch "Ludimoderator" und später Rektor genannt sowie der Kantor waren damals die einzigen Schulkollegen, die sich die Unterrichtung der Jungen teilten.


1559 befand es der Rat für gut, einen Organisten einzustellen, der ebenfalls der Knaben-schule zugewiesen wurde. Die Mädchen dagegen mussten ihren Unterricht in "Winkel-schulen" abhalten. Auf Anregung des Pfarrers Severin Schultze und des "Diaconi" M. Müller wurde vom Rat ein "Unterrichtsinstitut" für Mädchen eingeräumt. Kurfürst August billigte dieses Vorhaben nicht nur, sondern unterstützte es auch finanziell. Zum Mädchen-schulmeister wurden meist Geleitsleute und Stadtrichter berufen.


Über Jahre hindurch verstarben Schulmeister und Organisten. Deshalb übertrug man dem Kantor noch die Mädchenschule. 1644 hatte der damalige Kantor Müller also das ganze Schulwesen unter sich. Aber das besagte gar nichts. Denn in dieser Zeit haben wohl kaum mehr als 10 Kinder die Schule besucht.


Erst in den Folgejahren stieg die Geburtenrate wieder stetig an. 1647 wurde wieder ein Mädchenschulmeister extra berufen, da durch die steigenden Kinderzahlen befürchtet wurde, dass die Jungen in der Vermittlung von Wissen benachteiligt würden.


Ab 1685 wirkten an der Knabenschule bereits wieder drei Lehrer. Für die Mädchen existierte bis zum Jahre 1823 nur eine einzige Klasse. Doch bald war die Mädchenzahl so stark, dass eine zweite Mädchenklasse eingerichtet wurde, darauf eine dritte und vierte.


1844 wurde eine sogenannte zweite Schule für Kinder der "ärmeren Einwohner" gegründet, die für ermäßigtes Schulgeld unterrichtet wurden. 1851 wurde diese Schule wieder geschlossen. Die Stadtschule betreute in dieser Zeit Schulkinder in sieben Klassen.


Hier nun aus dem Jahre 1858 einige statistische Zahlen der Einwohner Belgerns nach Altersgruppen:

 

Kinder Personen von 15-16 Jahren
Personen männlich
weibl. Geschlecht Summe Fam.
0-5 Jahre 6-7 Jahre 8-14 Jahre 17-19 Jahre 20-24 Jahre 25-32 Jahre 33-39 Jahre 40-45 Jahre 46-60 Jahre über 60 Jahre 17-45 Jahre 46-60 Jahre über 60 Jahre m. w.  
K. M. K. M. K. M. w m
280 269 94 76 200 243 44 47 49 70 123 138 102 230 112 621 285 129 1532 1670 899

 

Belgern stand damals im Ruf, tüchtige "Schulmänner und Rektoren" zu haben, so namentlich:

1. Caspar Hanisius 1577
2. Joh. Möller 1586 - 1602
3. M. Joh. Coswig 1602 - 1619
4. Wolffg. Mart. Sommer 1620 - 1630
5. M. Joach. Dreischerff 1630 - 1633
6. Christian Froschius 1636 - 1643
7. Balthasar Baudius 1651 - 1676
8. Joh. Mart. Ragewitz 1676 - 1677
9. J. Georg Trautmann 1678 - 1725
10. Christ. Heinr. Tüntzel 1717 - 1746
11. Daniel Andr. Geyer 1746 - 1766
12. M. Samuel Kittler 1767 - 1781
13. C. Fr. Chr. Schweinitz 1781 - 1807
14. Gotthelf Heyme 1808 - 1821
15. M. Carl Fr. Francke 1821 - 1832
16. Carl Aug. Siegismund 1833


Diese gelehrten Männer sind bei weitem nicht alle, da aus der katholischen Zeit nur sehr wenige aufgefunden werden konnten. Ganz merkwürdig ist jedoch, dass in dieser aufgeführten Namensliste keiner zu finden ist, der die medizinische Studienrichtung gewählt hatte.