Die Postmeilensäule

Am 12. April 1713 bekam Adam Friedrich Zürner vom Kurfürsten den Auftrag, das gesamte Sachsenland kartographisch aufzunehmen. Ihm und seinen Gehilfen gelang es, die Lage der Orte ziemlich exakt zu bestimmen. Eingemessene Exponate wie z.B. zwei Kirchtürme wurden aber nur nach Augenmaß eingetragen. Alle Postmeister des Landes wurden angewiesen, Zürner die benötigten Fakten wie: alle Straßen und Wege, die vom Ort ausgehen mit Entfernungsangaben zu übermitteln.

 

Um diese Angaben genau überprüfen zu können und Fehler zu bereinigen, konstruierte Zürner einen "Geometrischen Wagen" in dem die Umdrehungen der Hinterräder über ein Getriebe ins Wageninnere auf ein Zählwerk übertragen wurden und so ablesbar waren.

 

Doch wie überall in Deutschland, so gab es auch in Kursachsen noch kein einheitliches Maßsystem der Längeneinheit. Zürner legte bei seiner Vermessung die zumeist angewandte "mittlere Meile" zu Grunde. Sie hatte eine Länge von 16.000 Dresdner Ellen - umgerechnet 9,062 Kilometer.

Postmeile

 

1722 wurde diese Meilenlänge im Kurfürstentum als verbindlich erklärt. Das gebräuchlichste Entfernungsmaß war damals "die Wegstunde". 1730 waren dann die wichtigsten Poststraßen vermessen.


Zürner traf bei seinen Messungen oft auf die damaligen hölzernen Post- und Wegweisersäulen, deren Verfall deutlich sichtbar war. Auch wichen die daran verzeichneten Entfernungsangaben deutlich ab. Es war wahrscheinlich Zürners Idee, die hölzernen Säulen durch Steinsäulen zu ersetzen. Dieser Vorschlag traf bei August dem Starken auf offene Ohren.

 

Laut Aussagen aus damaliger Literatur wird erwähnt, dass er die ersten Zeichnungen zu den Postmeilensäulen selbst angefertigt hat. Sein Interesse an der Aufstellung solcher Säulen war groß. Am 19. September 1721 erging der kurfürstliche Befehl, dass anstatt der hölzernen, steinerne Säulen gesetzt werden. Die Kosten dazu sollten desjenigen Ortes Obrigkeit aufbringen, wo sie aufgestellt werden.

 

Die Stadt Belgern lag an der Poststraße Wittenberg - Dresden (über Kemberg-Pretzsch-Dommitzsch-Torgau-Belgern-Strehla-Meißen). Zürner war am 25. August 1725 in Belgern. Er nahm hier Markierungsarbeiten für drei Distanzsäulen vor, deren Aufstellung "am Mühlberger-, Oschatzer- und Torgauer Thore" geplant war.

 

Auf diesen sollten alle Orte mit ihren Entfernungen verzeichnet sein, die aus jeweiliger Richtung zu erreichen waren. Doch diesem Befehl des Kurfürsten kamen nur wenige reiche Städte nach. Zürner unterstützte die ärmlichen Orte dabei, wenigstens eine Säule zu setzen.

 

Diese Lösung wurde bald zur Regel. Allgemein sind die Distanzsäulen 8 Ellen groß (nach unserem Maß 4,53 m). Das gemauerte Fundament, auf dem die Säule steht, musste damals "eine halbe Elle" aus der Erde herausragen. Dieses Fundament sollte die Säule gegen das Anfahren durch Fuhrwerke schützen. Auch die Form des schlanken Obelisken war sehr beliebt.

 

Auf deren vier Seiten sind Entfernungsinschriften mit insgesamt 82 Distanzangaben geschrieben. Das aus dem glatten Steinkörper plastisch tretende kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Doppelwappen war üblich. Das AR steht für Augustus Rex, König Friedrich August II., welcher Herrscher über diese Länder war.


1730 wurde die Säule am Originalstandort aufgestellt; 1798 erstmals renoviert. 1927 erhielt das Wappenteil eine farbliche Auffrischung durch den Belgeraner Malermeister Albrecht, der ebenso die Neuvergoldung vornahm. 1963 musste die Säule abgebaut werden.

 

Neue Sandstein-Rohstücke wurden 1965 aus der Sächsischen Schweiz geliefert. Bildhauer Geist aus Torgau stellte eine originalgetreue Kopie her, die 1966 auf dem Topfmakt aufgestellt wurde. Der Bildhauer führte dann auch die Bemalung und Vergoldung aus.


Das Originalschrift- und Wappenstück ist übrigens im Heimatmuseum der Stadt Belgern zu sehen. Die Postkutsche selbst beförderte dreimal wöchentlich Personen und viermal wöchentlich Botenpost von Torgau nach Belgern. Sie verkehrte noch bis in den 1. Weltkrieg hinein, wurde 1915 jedoch von der Eisenbahn abgelöst.