Schildbürgerbrunnen

 

 Schildbürgerbrunnen

 

Das Brunnenbecken symbolisiert mit dem großen gleichseitigen Dreieck den von den Historikern so genannten Meißnischen Triangel (lateinisch: Dreieck), der von den Flüssen Elbe, Saale und Eger gebildet wird und die frühere Markgrafschaft Meißen darstellt.

 

In diesem Gebiet liegt die Stadt Schildau, die vom 16. Jahrhundert an bis über das 18. Jahrhundert hinaus amtlich als Schilda bezeichnet, mundartlich jedoch bis heute „Schilde“ genannt wird. Das Original-Schildbürgerbuch von 1598 bezeichnet den Schauplatz der Geschichten oft als „Schilde in Misnopotamia“, ins Deutsche übersetzt „Schilde im Meißner Flussland“.

 

Am Bug des Schiffes streckt eine Kuh als eine etwas ungewöhnliche Galionsfigur ihren Kopf hervor. Der Versuch, eine alte mit Gras überwucherte Mauer von einer Kuh abweiden zu lassen, indem man diese mit einem Strick um den Hals auf die Mauer heraufziehen wollte, schlug leider fehl.

 

Der Schildbürger am Bug hält Ausschau nach dem Kaiser, der den Schildschen einen Besuch abstatten wollte. Auf sein Gebot hin, dass ihn die Schildbürger halb geritten und halb gegangen empfangen sollten, schwangen diese sich auf ihre Steckenpferde und begrüßten ihn eben auf solche weise Art.

 

Die Wurst, die „dir dreimal ums Maul“ geht, zeigt, wie die Schildbürger eine solch lange Wurst machten, dass sie nicht so recht wussten, wie sie diese in den Kochtopf legen sollten.

 

Der Uhu auf dem Paddel ist als Symbol für die ursprüngliche Weisheit der Bürger zu Schildau gedacht, denn, so besagt das Schildbürgerbuch von 1598, von Geburt her waren die Schildbürger gar nicht närrisch, sondern derart weise und gescheit, dass ihr guter Rat an allen Fürstenhöfen sehr gefragt war, sie demzufolge dort viel zu beschäftigt waren und zu Hause die Wirtschaft langsam verfiel. Daraufhin beschlossen sie eines Tages, fortan sich in der Torheit zu üben und waren nun bei Hofe nicht mehr erwünscht. Wieder daheim, machten sie sich sofort ans Werk, ihre vorgetäuschte Narrheit unter Beweis zu stellen.

 

Der Schultheiß, hier gerade aus dem Badehaus gekommen, pflegte anfangs mit dem Sauhorn den hohen Rat einzuberufen, um über alle dringlichen Angelegenheiten zu beraten; später ertönte dazu die Ratsglocke.

 

Die Stadtkasse zu seiner Linken nimmt die Abgaben der Bürger auf.

 

In seiner linken Hand hält er noch das Messer, mit dem er die Kerbe in den Schiffsrand geschnitten hat, an welcher sie die Stelle wiederfinden wollten, wo sie die Glocke im Seebad versenkten.

 

Eine der berühmtesten Schildbürgergeschichten ist wohl diese, dass man bei allem Arbeitseifer des Rathausbaus vergaß, zur rechten Zeit die Fenster einzubauen.

 

Der Schildbürger, im Heck sitzend, versucht daher, mit Topf, Kelle und Krug das Sonnenlicht einzufangen; aber auch mit einer richtigen Mausefalle will das nicht so recht gelingen.

 

Eine Vertreterin der Schildschen Weiber hat mit Feder und Tinte den Brief verfasst, um die klugen Männer wieder an den heimischen Hof zurückzuholen, konnten sie doch die schwere Arbeit allein nicht stemmen.

 

Die kokette Pose, mit der sie versucht, den nebenstehenden salzaussäenden Schildbürger zu bezirzen, verdeutlicht den Inhalt des Briefes, mit dem die Weiber zu Schilde ihre Männer, die in alle Himmelsrichtungen verstreut waren, wieder nach Haus zu Weib, Kind und Vieh riefen.

 

Der Weinschlauch, den der Sämann mit sich trägt, symbolisiert den im Schildbürgerbuch mehrfach zitierten Trinkspruch „Der Schildbürger trinkt, der Schildbürger trinkt.“

 

Der heruntergefallene Eierkorb weist auf die Geschichte hin, in der sich eine Schildbürgerin mit einem Korb voll Eiern zu Markte begab und unterwegs ihre Gedanken derart kühn um die Vermehrung dieses Reichtums kreisen ließ, dass ihr im Freudentaumel der Korb aus der Hand fiel, sodass sie nun vor dem Nichts stand.

 

Auch dies eine Erfahrung, die viele euphorisierte Kleinanleger in jüngster Vergangenheit machen konnten.

 

Zu den drei Ecken des Schildbürgerbrunnenbeckens entstand die Idee, aus den inneren Ecken Wasserfontänen entspringen zu lassen und diesen Wasserspeiern auf dem Beckenrand wiederum drei plastische Elemente zuzuordnen, die auf je eine Schildbürgergeschichte eingehen.

 

Die vordere Spitze des Brunnendreiecks, die in Richtung Rathaus zeigt, wird von einem echten Mühlstein bekrönt, durch dessen Nabe ein Schildbürger seinen Kopf stecken musste, um zu kontrollieren, wohin denn der Stein vom Berg hinab rolle, und mit diesem im See landete; als Rettungsring war der Mühlstein allerdings ungeeignet.

 

Der Krebs, der auf einer der hinteren Ecken flankiert, soll die Geschichte vom Versuch, diesen zu ertränken, symbolisieren.

 

Schließlich tritt der „Maushund“ auf der letzten Brunnenecke in Erscheinung.

 

Er leitete, mit brennendem Fell von Haus zu Haus springend, den großen Stadtbrand und damit auch das Ende der Historien von „Misnopotamia“ ein.

 

Die Brunnenfiguren wurden vom Bildhauer Torsten Freche aus dem nordsächsischen Polbitz im Jahr 2007 entworfen und in Bronze gegossen.

 

Letztendlich konnten die Außenanlagen um das Brunnenbecken gestaltet werden.

 

Der Schildbürgerbrunnen wurde am 19.07.2008 eingeweiht.

 

Schildbürgerbrunnen nah