Historisches Bierbrauen
Schon zu früher Zeit an gehörte Belgern zu den Städten, deren Einwohner ihre Nahrung hauptsächlich durch Ackerbau und Viehzucht zu erwerben versuchten. Sie blieben den von den Wenden angestammten Gewerben treu, obwohl sich die Bewohner der Stadt durch die örtliche Lage - an einem der Hauptströme Deutschlands gelegen - dem Handel sowie der Schifffahrt hätten zuwenden können.
Denn der weiße Ton war schon damals sehr begehrt und wurde auch versandt. Doch die ruheliebenden Belgeraner gewannen dem Boden nur das ab, was sie zum täglichen Leben benötigten. Luxus und Verschwendung waren dem damaligen Bürgertum fremd, die einfachen Leute konnten auch so zufrieden gestellt werden. Ein Gewerbe, dem man sich besonders befleißigste, war das des Bierbrauens.
Ein Humpen guten Gerstensaftes gehörte bei unseren Vorfahren so recht zu den Annehmlichkeiten des Lebens. Man legte auf gutes Bier sehr großen Wert, so dass zahlreiche Braustätten entstanden. Geselligkeit wurde groß geschrieben. Man begnügte sich nicht damit, den Durst in den eigenen Wänden zu Hause zu löschen.
Die Belgeraner trafen sich am Feierabend in Braustätten zum Biertrinken, zum Gespräch und zum leidenschaftlichen Würfelspiel. Das war Anlass genug, um Bierhäuser und Schenken zu bauen. Obwohl Torgau 1119 erst nur ein Marktfleck, Belgern jedoch schon eine ansehnliche Stadt und Festung war, gewann Torgau immer mehr an Ansehen.
Es kam zu erheblichen Streitigkeiten im Brauwesen. Eine gewisse Ordnung wurde durch Verträge eingeführt. Einige Städte, darunter auch Belgern, sollten das Bierbrauen nur zu einer bestimmten Zeit beginnen und beenden. Das Bier durfte nur an bestimmte Orte in einer feststehenden Menge geliefert werden. Mit Argusaugen bewachte das Torgauer Brauwesen jenes von Belgern.
Der Pirnische Mönch bezeichnete im Jahre 1529 das Belgerner Bier als ein "bequemes Bier" und "das belgernsche Bier ist allen gesund". Sogar nach Leipzig, Dresden, Wittenberg, Halle und Prag schaffte man das Bier "seiner Güte wegen". Doch durch die hemmenden Verträge konnte das Brauwesen der Stadt nie seinen glanzvollen Höhepunkt erleben.
Das Belgernsche Bier, seines guten Quellwassers wegen, war ein sehr schmackhaftes und beliebtes Getränk. Im Jahre 1683 fand man im Burgkeller Leipzig noch eine Abteilung, über der mit großen goldenen Buchstaben stand: "Belgernscher Keller".
1628 gab es in Belgern allein 34 Brauhäuser, die aber zum großen Teil den Bränden in den Jahren 1632 und 1637 zum Opfer fielen. 1655 waren es noch vier, 1785 nur noch drei Brauhäuser. Der Hopfen wurde in den am Döhner gelegenen Höhengärten, später "Hopfenkabeln" und "Hopfengärten" genannt, angebaut.
1858 gab es vier Gasthöfe, den "Zum goldenen Engel", "Zum blauen Engel", "Zum schwarzen Raben" am Markt, "Weißes Roß" in der Torgauer Vorstadt (letzterer hieß vorher zum "Zschackenthal" und war eine gewöhnliche Herberge), den Ratskeller und noch neun genehmigte Schankstätten in Belgern.