Die Kirche St. Bartholomäus
Über mittelalterliches Pflaster führen viele Wege zur Bartholomäuskirche, die ein Alter von 400 Jahren aufzuweisen hat. Sie ist die wohl dritte Kirche an dieser Stelle. Ihre Vorgänger wurden bei Einfällen von Polen und Hussiten zerstört. Äußerlich eine große Wehrkirche, im spätgotischen Baustil aus Bruchsteinen unterschiedlicher Herkunft gebaut, ist sie ein schmales Langhaus von fast 50 Metern Länge. |
Warum sie Bartholomäuskirche heißt, wird noch erforscht. Bekannt ist lediglich, dass Bartholomäus einer der zwölf Jünger war, dass er in Indien und anderen Ländern des Ostens missionierte, und dass er als Märtyrer gestorben sein soll. Ihm zu Ehren wird in jedem Jahr um den 24. August das Bartholomäusfest gefeiert.
Der Turm, gedrungen und wuchtig, 30 Meter hoch, könnte in seinen unteren Teilen aus älterer Zeit stammen. Gebaut wurde die Kirche in der Zeit von 1509 bis 1512. Als Belgern 1286 das Stadtrecht erhielt, hatte das 1176 in Buch bei Leisnig gegründete Cistercienserkloster in der Umgebung schon landwirtschaftliche Besitzungen. Ihm gehörte auch die Fähre nach Altbelgern. 1309 wurde dann die Stadt mit all ihren Rechten Eigentum des Klosters, ein Geschenk von Friedrich von Meißen.
Die Bürger mussten nun für das Kloster Abgaben leisten und Dienste tun. Aber das Kloster war nicht nur "Herr" und "Nutznießer". Unter seiner Anleitung gediehen Getreide und Weinanbau, Bienenhaltung und Schafzucht. Der Flachsanbau kam dazu.
Dies diente der Gründung der ältesten Handwerkerzunft in der Stadt, die der Leinenweber. Es folgten andere Zünfte. Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Kloster bahnten sich an. Es kam zu Rückkäufen von Ländereien und Rechten. Das Kloster war auch für die geistliche Versorgung der Stadt verantwortlich.
Die letzte Großtat des Klosters vor seiner Auflösung in der Reformationszeit war der Bau der jetzigen Bartholomäuskirche. Die Klosterbrüder haben in dieser Kirche nur ganze kurze Zeit zelebriert. 1522 war Luther in Belgern und hat in der Vorgängerkirche, der Marienkirche, die wegen Baufälligkeit 1545 abgerissen wurde, gepredigt.
Auf Wunsch des Rates sandte Luther einen evangelischen Prediger in die Stadt: Balthasar Zieger. Dessen Nachfolger wurde später Johann Pfeffinger, der dann 1. Superintendent von Leipzig wurde.
1525 trat die Stadt zum Lutherischen Glauben über. Das bedeutete das Ende des Klostereinflusses. Der Gedenkstein links neben der Kirche erinnert daran, dass Luther in Belgern war.
Der Kirchturm beherbergt vier Glocken. Die älteste stammt aus dem 30-jährigen Krieg, die jüngste aus dem Jahre 1969. Die Vorhalle des Turmes ist Gedenkstätte für die Opfer beider großer Kriege. Dieser Raum wird für Andachten und Friedensgebete sowie für Ausstellungen genutzt.
Das Kirchenschiff selbst wird in 10 Meter Höhe von einem spätgotischen Netzgewölbe überspannt mit alten Zeichen der Handwerkerinnungen von Belgern. In der Mitte der gewölbten Decke ist noch heute das Brustbild des Schutzpatrons St. Bartholomäus zu sehen.
Die Emporen sind Bauernbarock und wurden erst nach dem 30-jährigen Krieg eingebaut. Der Barockaltar aus dem Jahre 1660 zeigt drei Gemälde von unten nach oben: Abendmahl - Kreuzigung - Kreuzabnahme. Sie stammen aus der Schule Cranachs.
Das Epitaph, die sogenannte "Schöne Tafel", an der linken Wand zeigt die drei Kurfürsten Johann Georg I., II., III. und die Stifterporträts links und rechts außen: Amtsschösser Christian Kaulisch und seine Frau. Das Epitaph aus dem Jahre 1658 beherbergt innen die mit Goldlettern geschriebene Brambachsche Chronik der Kirche von 1512 bis 1658. Sie schließt mit den Worten: "Dein Wort erhalt, o Herr. Gib fromme Obrigkeit, Nahrung, Gesundheit, Fried, endlich Seligkeit".
Das Kreuz daneben in der Nische ist ein altes Amtsgerichtskruzifix aus Belgernschem Gerichtssaal. Das Kruzifix über dem Eingang ist wohl in der Kirche das schönste Detail: Die Gestalt gewordene Bitte um Abwendung der Pest und des Krieges.
Es entstand 1643 und ist eine Oberammergauer Schnitzarbeit. Es erinnert an die Zeit zwischen 1618 und 1648, wo die Stadt total verwüstet wurde, wo die Pest wütete und 36 Großbrände alles zunichte machten. 1646 lebten in Belgern allein noch sieben Ehepaare und drei Kinder. Die Orgel, eine Mende-Orgel aus Leipzig, stammt aus dem Jahre 1844.
In der Kirche ist auch der Grab- und Gedenkstein der Familie von Heynitz angebracht. Friedrich Anton von Heynitz war der Begründer der Bergakademie Freiberg. Die Bartholomäuskirche ist heute ein geschütztes Baudenkmal in gottesdienstlicher Nutzung durch die Evangelische Kirchengemeinde.